Er musste die Worte fast schreien, so voll und laut war es in dem kleinen Café. Vor ein paar Monaten war es noch ein kleiner vollkommen unbekannter Laden mitten im Nirgendwo. Doch seit der Einführung erschwinglicher mobiler Transporter wimmelte es neuerdings auch hier nur so von Neo-Hipstern. Wie mittlerweile eigentlich überall. Schrille, extrovertierte Gestalten, die in ihrem übersteigerten Streben nach Individualismus letztlich doch alle gleich aussehen und um die er daher so oft wie möglich einen Bogen machte. Er mochte sie nicht. Eigentlich mochte er gar keine Menschen. Genau deswegen kam er ja so gerne in dieses kleine abgeschiedene Café fernab jeder Zivilisation. Denn er mochte die Sterne und dass er sie von hier aus durch die transparente Hülle zu tausenden über, unter und neben sich funkeln sehen konnte, beeindruckte ihn immer wieder aufs Neue. Dass der größte von ihnen zudem gleich zu einer Supernova werden und dabei die Erde erst in einen glühenden Klumpen und dann in eine dampfende Wolke aus Nichts verwandeln würde, gefiel ihm umso mehr. Wie gesagt, er mochte die Menschen nicht besonders.
Stell dir vor, du sitzt tatsächlich in einem sphärischen Panorama-Café, das mitten im Weltall schwebt. Was würdest du wohl sehen, wenn du rausschaust, während du genüsslich einen Cosmic Latte schlürfst? Vermutlich genau das: Cosmic Latte.
Denn der Begriff ist nicht der fancy Name eines angesagten Neo-Hipster-Milchschaum-Getränks. Es ist die Farbe des Weltalls. Ein leicht beiges Weiß, das sich ergibt, wenn man das Licht von über 200.000 Galaxien übereinander legt. So wie es Anfang des Jahrtausends ein Team von Astronomen der Johns Hopkins-Universität machte und damit die durchschnittliche Farbe es Universums bestimmte.
In galaktischem Gedenken an Galileo Galilei
Der Name „Cosmic Latte“ ging dabei aus einem kleinen Ideenwettbewerb hervor und ist eine Reminiszenz an Galileo Galilei und seine Muttersprache Italienisch, in der die Milchstraße, die eine ähnliche Farbe aufweist, „Via Lattea“ heißt.
Andere klangvolle Namensvorschläge für die Farbe des Weltalls, aus denen sich mit Sicherheit auch grandiose Geschichten ableiten lassen, waren übrigens „Cappucino Cosmico“, „Big Bang Beige“, „Skyvory“ oder „Univeige“. Sie alle haben zudem gemein, dass sie um Lichtjahre besser sind als die deutsche Übersetzung „kosmisch-latte“, die in ihrer sperrigen Eleganz vermutlich nur die lyrische Qualität von Deutschrap oder Softporno-Dialogen zu heben vermag. Deutsch – die Sprache der Dichter und Kosmisch-Latte-Trinker.
Bleiben nur zwei Fragen. Erstens wie und womit bezahlt man künftig wohl einen Cosmic Latte und zweitens wie sieht die Farbe denn nun eigentlich genau aus? Auf die zweite Frage liefert die Hintergrundfarbe dieser Website die Antwort (#fff8e7). Auf die andere hoffentlich der Magic Future Money–Wettbewerb.